Otto Gittinger 1861-1939

In Lauffen am Neckar als Sohn eines Handwerkers geboren, studierte Gittinger in Tübingen Theologie und war dann erst als Vikar in Fellbach und später in Giengen an der Brenz tätig. 1885 kam er als Pfarrverweser ins obere Murgtal nach Mitteltal und wurde dort 1889 Pfarrer.

Pfarrer Gittinger lebte sich schnell in Mitteltal ein. Über die Mundart seiner Gemeinde schreibt er selbst: "Die weiche, singende, noch unverfälschte und in ihrem Sprachschatz mannigfaltige, reiche Mundart der Baiersbronner hat es mir von Anfang an angetan. Ich lernte immer besser auf ihre Worte und Laute hören und ver- stand sie bis zu einem gewissen Grad selber zu reden." Erst nach Jahren entstanden seine ersten Gedichte. Ihr Humor stammte aus einer liebenden Betrachtung der Dinge und der Menschen, die Pointe saß bis zum Schluß stets treffend und "witzig" (Gmünder Hefte 2, Seite 47). Die erste Ausgabe von "So sem'mer Leut" war schnell vergriffen.

Leider verstanden nicht alle Mitteltaler Gittingers Humor. Es kam zu tiefgreifenden Verstimmungen. Darum meldete Gittinger sich nach Hohenstaufen. In seiner neuen Pfarrstelle entstanden noch mehr Gedichte im Murgtaler Dialekt. Das zweite Bändchen, "Schwobaleut", konnte veröffentlicht werden. Das dritte "Von dem und von sellem" enthält auch hochdeutsche Gedichte. Es wurde nicht mehr so bekannt wie die beiden ersten.

1905 wurde Gittinger Stadtpfarrer in Schwäbisch Gmünd. Er war dort in seinem Amt sehr gefordert. Erst nach seiner Pensionierung im Jahre 1926 hatte er wieder mehr Muße. Viele Aufsätze für Zeitschriften und Kirchenblätter entstanden nun. Wichtig für die Schwarzwälder sind zwei davon, "Über Baiersbronn und seine Bewohner" und "Bei den Kohlenbrennern im Schwarzwald". Gittinger hielt Vorträge auf und ab im Land, so kam er auch gerne wieder nach Mitteltal.

Die Krönung seines Lebens war für ihn, daß er die Übersetzung des Neuen Testaments ins Schwäbisch des Oberen Murgtals abschließen konnte. Bis in seine letzten Lebenstage beschäftigte er sich damit. Veröffentlicht wurde später nur der erste Petrusbrief. 1939 starb Pfarrer Gittinger in Schwäbisch Gmünd. Beigesetzt wurde er in seinem Geburtsort Lauffen.



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